BARBARA ANNA HUSAR - NOÉMI KISS - SUSANNE NEUMANN    30.5. - 30.6. 2015

 Altes Finanzamt Seidengasse 20, 1070 Wien

Piktogramme - Plüsch - 2015

 

 

 

Barbara Anna Husar   Noémi Kiss   Susanne Neumann 

 

 

 

 

 

 

 

 

ALTES FINANZAMT

Seidengasse 20, 1070 Wien 30 Mai 2015

Rahmenprogramm:

ERÖFFNUNG am 30. Mai um 19h
Stefan Lutschinger, Florian Schindler-Strauss

ALTES FINANZAMT WIEN SEIDENGASSE 20

Kontakt:  Silke Eggl 0650 7204750

Im Rahmen der Ausstellung besetzen drei Künstlerinnen aus drei Donauländern das Alte Finanzamt in Wien. Barbara Anna Husar (http://husar.tk/), Noémi Kiss (http://noemikiss.at/) und Susanne Neumann (http://on.fb.me/1LbliAu) Ihre Arbeitsweisen spannen einen Bogen zwischen alten Kulturtechniken und Forminterpretationen der Zukunft. Alte Werkstoffe werden in einen neuen Kontext gebracht, Materialien verfremdet und assembliert. Ein Kommunikationsfeld entsteht, Raum expandiert, Träume werden wahr. Drei Frauen, alle 'vom Land' mit ihrem untrüglichen Sensor für oft Gesehenes sowie Ungesehenes. Der sichere Tritt, der intuitive Zugriff, die Ausdauer. Das ziehende Element verbindet das Wesen dieser Ausstellung. Meteoritenfallen, Netzspinnereien und Rückspiegelhaufen erzählen neue Geschichten im alten Finanzamt.

http://nomadinimamt.tumblr.com/

 

keine Öffnungszeiten !

30. Mai 10h
exklusive Preview für das Kunstgeschichte-Festival
( http://nomadinimamt.tumblr.com/post/119447201594/ )

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5. Juni, 19h
Volatile Kameralistik
Wolf Lamsa führt durch die Ausstellung
(http://nomadinimamt.tumblr.com/post/119437870264)

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9. Juni, 19h
Im Werd 1 im Finanzamt
(http://nomadinimamt.tumblr.com/post/119435316574)

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15. Juni, 19h
VON WEGEN RASCH
Sprachbewegte Bedeutungsziegen
Verena Dürr / Stefan Fraunberger / Johanna Magdalena Guggenberger
(http://nomadinimamt.tumblr.com/post/119439004609)

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ca. 19. Juni, 19h

Ein nomadisches Picknick mit Daniel Spoerri im Finanzamt

https://www.flickr.com/photos/12c_schnifis/sets/72157654808718252
(http://nomadinimamt.tumblr.com/post/119446586739)

Foto: Silke Eggl

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24. Juni, 19 Uhr

Judith Ortner / Ortner 2 lädt zur Ausstellungsbesichtigung
(http://nomadinimamt.tumblr.com/post/119441722874)

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26. Juni, 19 Uhr
  Dr. Sabine Fellner (freie Kuratorin Lentos und der Sammlung von Austria Tabak Linz)

führt

statt Stefania Pitscheider Soraperra (Direktorin des Frauenmuseums Hittisau) gemeinsam mit den Künstlerinnen durch das alte Finanzamt.
(http://nomadinimamt.tumblr.com/post/119446839904)

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30. Juni, 19 Uhr
Finissage mit Amt-Performance
http://nomadinimamt.tumblr.com/post/119447425574

 

 

 NOMADINNEN UND BÜROKRATEN


Wie ein Relikt muten die Räumlichkeiten des alten, den Zeitläuften zum Opfer gefallenen Finanzamtes `Wien-Neubau´ an, wie die bleiche, dahin gestreckte Karkasse eines Sauriers, der beim hagestolzen Unterfangen, sich die Welt zu unterwerfen, verendete. Nur das modrige Parfum von Verwaltung und Verordnung, der Mief der Finanzbürokratie sind noch wahrzunehmen. Hier ist der Ort, wo Träume entstehen und wachsen, Sehnsüchte eines Beamten nach Freiheit, Zeitlosigkeit und scheinbar unendlicher Landschaft. Nach einer Nomadenlandschaft, denn wo es nichts gibt außer Himmel und Erde wird das Leben bedeutsam, der Gestus groß.
Der bürokratische Stempler verwandelt sich in ein kafkaeskes Insekt, denn er ist sich wahrscheinlich nicht dessen bewusst, dass ihm die ersehnte Idylle nur Klischees von fahrenden Völkern, Hirtenromantik und `Zigeunermusik´ verspricht. So erfüllt er sich in seiner knappen Freizeit seinen mageren Traum, indem er Wälder durchstreift, Berge bewandert und Strände bereist, kurz: teilnimmt an Tourismus und Massenverkehr, allerorts die Spuren seiner Anwesenheit hinterlassend.
An den Rändern seines begrenzten, technisch durchwalteten Universums begegnet ihm ein ganz anderer Menschenstrom: der der Flüchtlinge und Vertriebenen, der Nomaden wider Willen. Und jener, die sich durchaus freiwillig auf Wanderschaft in seine geordnete Welt begeben, verleitet von den verführerischen Bildern eines sorgenfrei wohlständigen und sicheren Lebens. Da sind sie nun, alle Gestrandete ihrer Sehnsüchte und Hoffnungen.
Jenseits dieser Grenzen allerdings, und den begehrlichen Blicken unseres Beamten gänzlich verborgen, entfaltet sich der Raum ursprünglichen Nomadentums: hier bedarf es keiner öffentlichen Güterverwaltung, gibt es keine Bringschuld gegenüber dem Staat. Hier herrscht Einklang zwischen Irdischem, Menschlichem und Spirituellem. Der Nomadin bleiben die Welt und Werteordnung des Bürokraten ein unverständliches Mysterium, sie braucht keinerlei Finanz- und Versicherungswesen, um ihre Habseligkeiten, wie Zelt, Teppich und vielleicht ein paar Ziegen, zu schützen und bewahren: Dazu genügt ihr ein Hund.

 


Barbara Anna HUSAR, Noémi KISS und Susanne NEUMANN, drei bildende Künstlerinnen und - jede auf ihre Art - Nomadinnen, konfrontieren uns mit den Träumen, Illusionen und Wirklichkeiten dieses Dilemmas.


Barbara (`Ich bin Teil, Zwischenteil und Teilchenbeschleuniger´) ist schon seit einigen Jahren Besitzerin einer Ziegenherde in der Wüste Sinaï und experimentiert mit ihren Erfahrungen über den Informationsfluss zwischen den Kulturen. Eine Hängematte aus Ziegennabelschnüren markiert den Abschluss ihrer diesbezüglichen Interventionen.


Noémi widmet sich der Materialität, setzt auf den irritierenden Zusammenstoß von scheinbar Unverträglichem und führt das Material einer neuen Erzählweise und damit einer neuen Sicht zu. Sie veranschaulicht mit ihren kontrastierenden Arbeiten unsere Sehnsüchte, Ängste und schnöden Idolatrien.


Susanne ist als ‘Autonautin in Sachen Kunst‘ im Unterwegs beheimatet. Für sie ist die Mobilität selbst, das permanente Unterwegssein die Ikone unseres Zeitalters. Als fast notorische Archivarin zeigt sie uns Motive des Vorbeifahrens, kuriose Reisefundstücke und andere Zeugnisse des Flüchtigen.  

Texte von Florian Schindler-Strauss

 

Fotos Rita Newmann
„Wir rennen tagtäglich unserem Glück nach, und meinen es in entfernten Zielen zu erreichen. Glück scheint in der Absicherung unserer Zukunft zu liegen. Auf dem Weg nach Sicherheit verfangen wir uns im unendlichen Spinnennetz der Bedingungen auf der verzweifelten Suche nach Freiheit. Wo man Sicherheit vermutet herrscht die Hölle. Der Eingang zum Glück ist dort, wo man ihn nicht vermutet. Seine Aufschrift lautet: Risiko.“  (Noémi Kiss)
 

Die Künstlerin Noémi Kiss arbeitet mit der Wahrnehmung der Betrachter. Gegensätzliche Materialien werden miteinander in eine solch unorthodoxe Verbindung gebracht, dass sie eine neue Sichtweise der Verhältnisse einfordern. Es ist ein erfrischend sinnliches Spiel, das uns in die Irre führt und mit neuen Erkenntnissen bereichert. (János Szurcsik) 


"noémi kiss spielt mit erwartungen und stoffen. sie macht naheliegende dinge, auf die noch keiner kam, weil in verschiedenen schubladen einsortiert war, was sie verbindet: hart und weich, spitz und stumpf, grob und fein - ihre arbeit als künstlerin beruht auf der unbefangenheit der architektin, die der wirklichkeit geradewegs begegnet, aber auch der befangenheit der philosophin, die sich aus dem gestrüpp der begriffe eine eigene wirklichkeit schafft. immer weckt ihre arbeit eine heiterkeit, die ins nachdenken des betrachters übergeht, nicht umgekehrt. die arbeit fällt ihr leicht, deshalb tut sie diese und keine andere." (G. H. H.)